Im Rahmen der Veranstaltung wurde auch ein Forderungspapier an das Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung des Landes Sachsen-Anhalt gerichtet. In diesem Papier wird es aufgefordert, die Studien- und Arbeitssituation von Menschen mit Behinderung und chronischer Erkrankung an den Hochschulen des Landes verstärkt in der Überarbeitung des Landeshochschulgestzes zu berücksichtigen. Die Online-Petition finden sie hier: Petition
Moderation:
Dr. Katja Pähle (Vorsitzende des Wissenschaftsforums Mitteldeutschland e.V.)
Diskutierende:
Prof. Dr. Armin Willingmann (Minister für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung des Landes Sachsen-Anhalt)
Dr. Andreas Keller (Leiter des Organisationsbereichs Hochschule und Forschung / stellv. Vorsitzender der GEW)
Dr. René Krempkow (Hochschulforscher, wissenschaftlicher Referent im Bereich „Programm und Förderung“ beim Stifterverband für die deutsche Wissenschaft)
Prof. Dr. Wolfgang Auhagen (Prorektor Struktur und Entwicklung der MLU)
Katja Urbatsch (Gründerin und Geschäftsführerin von ArbeiterKind.de, Universität Gießen)
Einführung und Vorstellung:
Lisette Reimers und Frederike Zech (Arbeitskreis Inklusion)
Inhaltliche Gestaltung:
Die Zusammensetzung der Studierendenschaft an deutschen Hochschulen bzw. der Hochschulmitglieder hat sich in den letzten Jahren sehr verändert. Blickt man dabei allein auf die Entwicklung der Studierendenzahlen, sieht man, dass mit dem Anwachsen des Studierendenkörpers auch die gesellschaftliche Vielfalt stärker in die Hochschulen eingezogen ist. Themen wie Diversität, Heterogenität und Gleichstellung oder auch Inklusion haben in den letzten Jahren deutschlandweit an Bildungseinrichtungen an Bedeutung gewonnen. Teilzeitstudium und Flexibilisierung des Studiums und der Studienplanung werden immer häufiger von Studierenden nachgefragt. ErstakademikerInnen bilden in verschiedenen Hochschulen mittlerweile die Mehrheit der Studierenden, sind aber bei den HochschulmitarbeiterInnen noch immer in der Minderheit. Behinderte stellen ca. zwölf Prozent der StudentInnen, ihr Anteil bei den wissenschaftlichen MitarbeiterInnen liegt an vielen Hochschulen im Promillebereich. Frauen wiederum machen gegenwärtig mehr als fünfzig Prozent aller Studierenden aus, bei den ProfessorInnen sind es hingegen noch immer weniger als ein Viertel.
Die Organisation der Mehrheit der Modul- und Studienpläne berücksichtigt selten den Bedarf und die Bedürfnisse der Studierenden. Gerade wenn diese neben dem Studium ihren Lebensunterhalt durch Arbeit bestreiten, Kinder oder eine Behinderung haben oder sich um pflegebedürftige Angehörige kümmern müssen, kommt es immer wieder zu Problemen. Die noch immer virtuell auf eine homogene, aus dem klassischen bildungsbürgerlichen Milieu stammende, Studierendenschaft ausgerichtete Hochschullandschaft berücksichtigt Studierende wenig, die nur geringen finanziellen und familiären Rückhalt, eine Behinderung haben oder als Bildungsmigranten grundständig in Deutschland studieren. Diese Studierenden sind dadurch einem erhöhten Risiko des Studienabbruchs ausgesetzt.
Die bis jetzt stattgefundenen Veränderungen haben auch neue Themen wie Hochschuldidaktik oder „Lebenslanges Lernen“, aber auch andere Serviceleistungen der Hochschulen verankert. So nehmen einige Hochschulen als „Third Mission“ den Austausch mit externen Kompetenzträgern wahr und fördern so auch die Vielfalt an der eigenen Einrichtung.
Es gilt für die Zukunft zu klären:
- Welche Entwicklungen werden auf die Länder und den Bund als wichtigste Förderer von Hochschulbildung in diesem Bereich zukommen und wie werden sie diese Entwicklung begleiten?
- Wie müssen an Hochschulen in Sachsen-Anhalt die Lehraufgaben gestaltet werden, um den erhöhten Bedarf an Lehrpersonal bei einer sich immer mehr diversifizierenden Studierendenschaft abzusichern?
- Welche Maßnahmen müssen von den Hochschulen auf den Weg gebracht werden, damit Chancengerechtigkeit hergestellt wird und aufrechterhalten bleibt sowie bei Bedarf angemessene Nachteilsausgleiche gewährt werden?
- Kann die Berücksichtigung von Vielfalt zum Erfolg in Studium und Forschung an einer Hochschule oder Forschungseinrichtung führen?
- Nimmt man an Hochschulen einen verstärkten Fokus auf die Diversität ihrer Mitglieder als Normalität oder als Bedrohung des geordneten Hochschulablaufs war?