Vortragender: Dr. Christfried Rausch (Mitarbeiter des Behindertenbeauftragten an der Universität Halle)
Spätestens seit der Jahrestagung der Integrationsforscherinnen und –forscher im Februar 2002 ist der Begriff der Inklusion in der deutschen Diskussion angekommen. Im Bremer Memorandum heißt es: „Inklusion versteht sich (…) als Weg zum Leben ohne Ausgrenzung, als ´Überzeugung, die davon ausgeht, dass alle Menschen gleichberechtigt sind und in gleicher Weise geachtet und geschützt werden sollen, so wie es die fundamentalen Menschenrechte verlangen´ (UNESCO 1997)“ (Feuser 2003, 315). Allerdings wird auch schon 2002 nach der Ausführung von positiven Entwicklungen durch die Integrationsbewegung mit staatlichen Förderprogrammen seit Mitte der 1970-er bis Ende der 1990-er Jahre resignierend konstatiert: „Diese erfreulichen Signale in Richtung ‚Inklusion‘ und ‚inklusiver Pädagogik‘ haben sich nie widerspruchsfrei vollzogen. In den letzten Jahren müssen wir jedoch mit Besorgnis feststellen, dass diese Entwicklungen nicht nur stagnieren, sondern durch die Verknappung der dafür nötigen gesellschaftlichen Ressourcen subtil ausgehölt oder sogar prinzipiell zurückgeschraubt zu werden drohen“ (Feuser 2003, 316).
Bevor der Begriff Inklusion Einzug gehalten hat, war die gemeinsame Bildung von Menschen mit und ohne Behinderung als Integration bekannt. In der Praxis gab es dabei eine vor allem im nördlichen Deutschland umgesetzte weiße Integration im Sinne der vom Bremer Memorandum gemeinten Integrationsbewegung. Im Unterschied dazu gab es in ganz Deutschland in Einzelfällen graue Integration, also das Unterrichten von gesundheitlich Beeinträchtigten im Regelbildungssystem ohne jegliche pädagogische und meist auch infrastrukturelle Unterstützung. Die blockierenden Folgen für den Bildungsprozess aller betroffenen Akteure sind mittlerweile mit der erziehungswissenschaftlichen Biografieforschung hinlänglich untersucht und dargestellt.
Im Vortrag setzt sich der Referent, Herr Dr. Christfried Rausch, mit der aktuell zu beobachtenden Entwicklung im Land Sachsen-Anhalt auseinander. Dabei greift er auf seine Erkenntnisse aus seiner Dissertation, seine Erfahrungen als Ansprechpartner für die Studierenden mit Behinderung/chronischer Erkrankung an der MLU sowie als Vater eines Viertklässlers in der Regelgrundschule zurück.
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